August 2022

Ölgemälde: Zehn Hingerichtete aus dem Montecuccolischen Heer

Das Objekt des Monats August gibt nach wie vor Rätsel auf und führt uns auf einen blutigen Vorfall aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück, der sich in Geislingen ereignete.

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) gilt nach wie vor als eine der verheerendsten militärischen Auseinandersetzungen in Europa. Zentraler Schauplatz dieses gesamteuropäischen Krieges in dem sich konfessionelle und territoriale Konflikte überlagerten, war das Heilige Römische Reiche deutscher Nation. Die Freie Reichsstadt Ulm zu der seit dem späten 14. Jahrhundert auch das Städtchen Geislingen gehörte, befand sich auf der Seite der Protestantischen Union und stellte für diese ein wichtiges Bollwerk im Süden, insbesondere gegen das katholische Bayern dar. So wurden zu Kriegsbeginn mehrfach Schlachten auf Ulmer Gebiet zwischen der Union und den vom Feldherrn Graf von Tilly (1559–1632) angeführten Truppen der Katholischen Liga ausgetragen. Ein am 18. Juni 1622 vom württembergischen Herzog Johann Friedrich (reg. 1608–1628), Oberhaupt des Schwäbischen Reichskreises, geschlossener Neutralitätsvertrag mit Maximilian I. von Bayern (reg. 1597–1651) und Kaiser Ferdinand II. (reg. 1619–1637) bescherte dem Reichskreis im Südwesten inmitten der Kriegswirren zwar zunächst verhältnismäßig Ruhe, doch lasteten Truppendurchzüge und Einquartierungen in den folgenden Jahren nach wie vor schwer auf der Bevölkerung.

So sind auch mehrere Plünderungen durch Soldaten um Geislingen in den 1620er Jahren  belegt, von denen manche allerdings dank des Eingreifens Ulms verhindert werden konnten. Im April 1627 lud die Reichsstadt Ulm sogar Vertreter zweier weiterer Reichsstädte, nämlich aus Straßburg und Nürnberg, ein, um in Geislingen über die durch den Krieg bedingte Notlage zu beraten und Lösungen zu entwickeln – leider ohne Ergebnis. So konnten umherstreifende und von ihren Heerführern nicht mehr kontrollierbare Truppenteile weiter ihr Unwesen treiben.

In Geislingen zeugt das Objekt des Monats von einer solchen Plünderung. Vom 11. Mai bis 27. Juli 1628 waren Truppenteile des Montecuccolischen Reiterregiments in Geislinger Gebiet untergebracht. Hierzu gibt es verschiedene Zeitzeugenberichte, wonach etwa Soldaten das sogenannte Hasentäle am Fuß des Ödenturms ausgeholzt hätten, um es für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Besonders beeindruckend ist aber vor allem der radikale Akt militärischer Disziplin, der von diesem Aufenthalt in Form einer Porträtdarstellung von fünf Offizieren (zwei „reformierte“ Leutnants, zwei Korporale und ein Wachtmeister) sowie von fünf gemeinen Soldaten künstlerisch auf Leinwand festgehalten wurde. Unter der Abbildung des Wachtmeisters und der fünf Gemeinen sind sogar deren Namen und Heimat angegeben. Die unterhalb der Porträts angebrachte gereimte Legende lautet wie folgt: „Wir abgemahlte Cavallier / Darunder auch fünf Officier / Unnter Cuculi Regiment. / Haben gedient an mannch Mend / Sind letstlich auch ins Ulmisch komen / Und han darin Quartier genomen. / Alls wir nun aus zu kühnem Muoth / Im Glait griffen nach fremdem Guot / Hat man uns zum Schwerdt condemnirt / Und hier vorm Rathaus exequirt. / Dis ist geschehen nicht ohne Clag / Im Augusto den Zwelften Tag. / Damals als Sehzehnhundertiar / Achtundzwaintzig die Iarzal war. / Gott wel uns unser Sünnd verzeihen / Und ein frehlich Urstend (= Auferstehung) verleihen.“

Laut Legende sind demnach die zehn Soldaten am 12. August 1628 aufgrund von Plünderungen vor dem Geislinger Rathaus mit dem Schwert hingerichtet worden. Es kann nur vermutet werden, dass der Zorn des befehlshabenden Offiziers so groß war, dass er mit diesem Urteil ein Exempel statuieren wollte – nicht zuletzt, um die wankende Moral und Disziplin seiner Truppen wiederherzustellen. Wer dieses Ölbild in Auftrag gab, liegt im Dunklen, doch erlaubt der religiöse Inhalt der beiden letzten Verse den Schluss, dass die Tafel entweder von einem der Hingerichteten selbst oder von einem der Angehörigen für eine Kirche bestimmt war und nur auf Umwegen über das Geislinger Rathaus in die Sammlungen des Museums im Alten Bau gelangte.

Zehn Hingerichtete aus dem Montecuccolischen Heer

Ölbild auf Leinwand

Maler unbekannt

Inv.-Nr. M4/4