Gipsmodell des Reliefs der Bismarck-Stele aus dem Stadtpark

Wurden gerade rund um die Jahre des runden 80. Geburtstags Bismarcks 1895 Denkmäler errichtet, so nahm man in Geislingen wie auch an vielen anderen Orten seinen Tod drei Jahre später zu Anlass, um Planungen für ein Bismarck-Standbild aufzunehmen. Eine vorgesehene monumentale Statue auf dem Radplatz scheiterte an den beengten örtlichen Gegebenheiten. Erst 1906 nahm man das Projekt erneut auf, änderte aber die Darstellung und den Aufstellungsort. Ein Gedenkstein aus Tuffstein sollte künftig an den Kanzler erinnern, dessen Portrait im Halbprofil auf einer darin eingelassenen Bronzetafel zu sehen sein sollte. Bei der Ausführung verließ man sich – wie schon beim Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. vor der Geislinger Stadtkirche auf die Erfahrung der in Geislingen ansässigen Galvanoplastischen Kunstanstalt der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF). Diese fertigte den Gipsentwurf, der dann als Vorlage für das Reliefbild in Galvanobronze diente. Die Aufstellung erfolgte 1908 im erst kürzlich angelegten Geislinger Stadtpark, wo am 10. Mai unter Musik, Reden und Gesang die Einweihung stattfand.

Das ausgeführte Relief fiel im Zweiten Weltkrieg dem Bedarf an Buntmetall für Kriegszwecke zum Opfer. Es wurde abmontiert und eingeschmolzen. Der Tuffsteinblock blieb leer am Aufstellungsort im Stadtpark zurück, wo er sich auch heute noch befindet. Das Gipsmodell blieb in den Beständen des Museums im Alten Bau erhalten. In der Regel im Museumsdepot verborgen, ist es noch bis zum 20. März 2022 im Rahmen der 36. Weihnachtsausstellung „Geislingen und die Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1870/71“ zu sehen.