Juli 2022

Das ausgebrannte Dorf Treffelhausen

Am Abend des 14. Julis 1859 brach in Treffelhausen (seit 1973 ein Ortsteil von Böhmenkirch) auf der Kochstelle eines Hauses in der Weißensteiner Straße ein Feuer aus, das sich in der Nacht rasant auf das gesamte Dorf ausbreitete. Mit Ausnahme des Pfarrhauses und des Gasthauses „Zur Sonne“ fielen dem verheerenden Brand in nur wenigen Stunden 86 Häuser – also das gesamte Dorf – sowie die Pfarrkirche St. Vitus (bis auf ihren Turm) zum Opfer. Das Objekt des Monats, ein kolorierter Stich, zeigt die Folgen der Verwüstung.

Mit dem Wiederaufbau von Treffelhausen wurde sofort begonnen, so dass dieser ein Jahr nach der Katastrophe fast schon abgeschlossen war. In den Jahren 1865/66 folgte dann der Wiederaufbau der Kirche im damals beliebten neugotischen Stil durch den aus Württemberg gebürtigen Wiener Dombaumeister Friedrich Freiherr von Schmidt (1825–1891). Die Weihe der Kirche fand 1871 statt und bildet den feierlichen Schlusspunkt des Wiederaufbaus Treffelhausens.

Der Brand in Treffelhausen machte auf dramatische Weise auf das Wasserversorgungsproblem der gesamten Albhochfläche aufmerksam. Die Wasserarmut auf den Plateaus der Schwäbischen Alb rührte daher, dass dort, anders als in den Tälern, kein Fließwasser existiert. Der Regen versickert dort schnell in die Ritzen des Kalksteins und kann somit keine Oberflächengewässer bilden. Wasser wurde daher meist in einer Dorfhülbe (Teich) gesammelt. Im heißen Sommer 1859 enthielt allerdings auch diese so gut wie kein Löschwasser mehr und das Feuer breitete sich über Funkenflug rasend schnell über die strohgedeckten Häuser aus. Es wird in den Quellen berichtet, dass manche Bewohner in ihrer Verzweiflung mit Bier und Jauche versuchten, ihre Häuser und ihr Hab und Gut vor den Flammen zu retten.

Diese Katastrophe nährte auch auf politischer Ebene weiterhin die Debatte über die Notwendigkeit einer besseren Wasserversorgung auf den Albhochflächen, was nicht nur zur Eindämmung der Brand- und Seuchengefahr vonnöten, sondern auch für das Vieh überlebenswichtig war. Ein großer lokaler Verfechter dieses Projekts war der in Waldhausen ansässige Landwirt, Bierbrauer und Landtagsabgeordnete Nikolaus Bantleon (1838–1928). In der aufgeheizten Debatte zwischen den progressiven „Nassen“ und den konservativen „Trockenen“ innerhalb der Gemeinden auf der Schwäbischen Alb wurde unter seiner Mitwirkung schließlich am 1. Juli 1878 in Heidenheim die „Gruppe I“ der Albwasserversorgung (die sogenannte „Eybgruppe“) gegründet, die die Errichtung eines Pumpwerks in Eybach veranlasste. Es folgten weitere solcher Gruppen, die verschiedene Albdörfer dank Druckleitungen mit Trinkwasser versorgen konnten. Treffelhausen errichtete 1884/85 sein eigenes Wasserversorgungssystem.

Das ausgebrannte Dorf Treffelhausen nach dem Feuer

Kolorierter Stich

2. Hälfte des 19. Jahrhunderts