Februar 2022

Wanderer Continental Schreibmaschine

Im 21. Jahrhundert ist der platzsparende Computer in modernen Büroräumen nicht mehr weg zu denken. Ein Bildschirm, eine Tastatur, eine Maus und ein handlicher Rechner verdrängten beige Rechnerkästen und Röhrenbildschirme, die erst in den 1980er Jahren zunehmend ihre Vorgänger – die Schreibmaschinen – der Schreibtische verwiesen hatten. Im Vergleich zur digitalen Verarbeitung von Daten sind Schreibmaschinen auf das Medium Papier angewiesen. Gleichzeitig entfällt bei ihnen jedoch die Notwendigkeit der steten Modernisierung und Aktualisierung, die heutige Computer, Laptops oder Smartphones rasch veralten lassen.

Das gezeigte Objekt des Monats war über Jahrzehnte einsatzbereit – und wäre es auch heute noch. Durch den Druck auf eine Taste und den damit verbundenen Hebel schlägt ein geprägter Typenhebel auf eine Schreibwalze, deren Tinte den entsprechenden Buchstaben auf das eingespannte Papier überträgt. Das schnelle, gut leserliche aber sehr laute Schreiben löste damit ab 1900 auch in den Amtsstuben des Geislinger Rathauses handschriftliche Arbeiten zunehmend ab. In den späten 1930er Jahren wurde die Wanderer Continental Schreibmaschine seitens der Stadt angeschafft. Dabei handelte es sich um das Standardmodell einer der größten und renommiertesten Büromaschinenhersteller Deutschlands. Die Wanderer Werke in Schönau bei Chemnitz produzierten von 1904 bis 1938 über 4,6 Millionen Exemplare der Continental-Maschine, die ebenso hochwertig verarbeitet waren wie Fahrräder, Rechenmaschinen, Motorräder oder andere Produkte der Aktiengesellschaft.

Zur Anschaffung der Schreibmaschine hatte man vom Geislinger Rathaus nur über die Straße zu gehen. Im Erdgeschoss der Hauptstraße 10 hatte Erwin Fellhauer erst vor kurzem das Geschäft seines 1935 verstorbenen Vaters Michael Fellhauer übernommen. Nun führte der 1910 geborene Feinmechanikermeister das väterliche Geschäft und bewohnte im selben Haus das zweite Obergeschoss. Neben dem Verkauf von „Photobedarf“ und Nähmaschinen lag das Hauptgeschäft dabei im Vertrieb von Wanderer-Fahrrädern und -Schreibmaschinen. Dabei gehörte Erwin Fellhauer, der die aufgeführten Produkte bei Bedarf auch reparierte zum Kreis jener Abnehmer, der von der Stuttgarter Wanderer-Vertretung Theodor Krafft beliefert wurde. Sowohl diese Niederlassung als auch der Geislinger Einzelhändler versahen die Schreibmaschine vor Verkauf werbewirksam mit eigenen Logos und Firmenanschriften. Diese sind auch heute noch gut lesbar, was auch auf einen pfleglichen Umgang mit dem Gerät bis zur Ausmusterung durch die Stadt Geislingen schließen lässt.

 

Wanderer Continental Schreibmaschine

Hersteller: Wanderer Werke

Herstellungsort: Schönau bei Chemnitz

Jahr: um 1937

Metall