Mai 2022

Barocke Fürstentruhe

Gold, Juwelen, Schatzkarten – verschiedenste Vorstellungen und Wunschträume verbinden wir mit dem Begriff der Schatztruhe. Dabei waren Truhen verschiedenster Art tatsächlich über Jahrhunderte dazu ausgelegt, wertvolle Dinge zu verwahren. In ihrer Funktion und auch im Preis für ihre Anschaffung entsprachen sie heutigen Tresoren und Panzerschränken und wurden alltäglich genutzt. Unterschiede ergeben sich eher durch die kunstvolle Bauweise, raffinierte Schließsysteme und reiche Verzierung der Schatztruhen von einst.

Wurden sie im Mittelalter vielfach noch aus Holz hergestellt, so entstanden durch Fortschritte in der Verarbeitung von Metall in der Frühen Neuzeit zunehmend eiserne Truhen. Sie wurden immer weniger von leichter gewaltsam zu öffnenden Vorhängeschlössern verschlossen, sondern erhielten im Inneren Schließsysteme, die potenziellen Dieben nicht mehr zugänglich waren. Teilweise mehrere dutzend einzelne Riegel verschlossen den Deckel nach allen Seiten. Auch die Scharniere verschwanden hinter dem massiven Eisenblech des Deckels. Der verbleibende Schwachpunkt des Schlosses wurde versteckt angebracht oder erhielt einen zusätzlichen Trickverschluss. Wände, Deckel aber auch Verstärkungen und Beschläge wurden mehr und mehr zum Untergrund für Gravuren und Verzierungen, die den Kunstgeschmack zum Zeitpunkt der Entstehung der Truhe widerspiegeln – sofern diese nicht umgearbeitet worden ist, was nicht selten geschah. Schließlich stellte auch die Truhe als Werk spezialisierter Meister einen hohen Wert für die Besitzer dar. Deshalb leisteten sich vor allem wohlhabende Adelige, Bürger und Klöster eine solche Truhe oder Zünfte sammelten darin ihr Vermögen und Dokumente.

Das Museum im Alten Bau zeigt seit 2003 in der Unterabteilung „Südwestdeutsches Schatztruhenmuseum“ über 50 Truhen aus verschiedenen Epochen. Hierzu zählt als Objekt des Monats Mai 2022 auch eine Schatztruhe, die wohl für ein Fürstenhaus geschaffen wurde. Variationen bei der Wahl des Metalls, kunstvolle Verzierungen und deren barocke Formensprache weisen auf eine Entstehungszeit um 1720 hin. Das dekorative Schließwerk auf der Innenseite des Deckels besticht nicht nur durch seinen Glanz. Mit nur einer Schlüsseldrehung werden über eine komplexe Konstruktion von Stangen und Winkelstücken 22 Riegel bewegt und die Truhe aufgesperrt. Es handelt sich um ein Schaustück feinsten Schlosserhandwerks bei dem – wie bei vielen anderen Schatztruhen – der Inhalt, der früher darin aufbewahrt wurde, leider im Dunkeln bleibt.

Barocke Fürstentruhe

Datierung: um 1720

Herstellungsort: unbekannt