September 2025
Im Gleitflug durch den Alten Bau
Sie fasziniert Jung und Alte gleichermaßen: die Vogelwelt im dritten Obergeschoss des Alten Baus. Hier kann man die verschiedensten Vögel liebevoll inszeniert in ihrer natürlichen Umgebung entdecken und dabei manches Tier finden, dass man nur selten in der freien Natur sieht.
Auch wenn sie nicht zu den größten und auch nicht zu den seltensten Exponaten in der Vogelwelt gehört, so vereint die eher zierliche Schleiereule doch viele Eigenschaften, die sie zu einem würdigen Vertreter dieses Ausstellungsbereiches in der Reihe der Objekte des Monats macht.
Dabei ist die Schleiereule durch ihren „Schleier“, die helle, herzförmige Zeichnung des Gesichts, aus der der Schnabel und die dunklen Augen hervorstechen gut zu identifizieren. Eine Schleiereule heutzutage zu sehen ist jedoch nicht einfach. Wie alle Eulen ist sie nachtaktiv und schläft unter Tags in ihren Nist- und Wohnorten. Bietet in unserer Gegend der Albtrauf mit seinen Höhlen, schwer zugänglichen Bereichen mit Altholz, Baumhöhlen und Unterständen verschiedene Rückzugsorte, so ruht die Schleiereule häufig auch bei uns in unmittelbarer Nähe des Menschen. Kirchtürme, Scheunen und Dachböden sind bevorzugte Aufenthaltsorte der Schleiereule, die von dort aus nach Einbruch der Dunkelheit auf landwirtschaftlichen Flächen, Streuobstwiesen oder gar in der jeweiligen Scheune auf die Jagd nach Ratten, Mäusen, aber auch Reptilien und Insekten geht. In früheren Zeiten waren die Schleiereulen als Feinde von Schädlingen bei den hiesigen Bauern beliebt, was sich sogar durch die Anlage von „Uhlenlöchern“ in landwirtschaftlichen Gebäuden äußerte. Den Schleiereulen wurde so eine Wohnstadt gegeben. Gleichzeitig war gerade die Schleiereule mit ihrem teils geisterhaften Gesicht und lautlosem Flug abergläubischen Menschen stets suspekt. Der Ruf einer Schleiereule würde etwa den baldigen Tod eines Menschen der ihn hört voraussagen.
Trotz dieses Aberglaubens ist es bedauerlich, dass die Schleiereule in der Vogelwelt keine Laute mehr von sich geben kann. Wie alle Exponate aus der Ausstellung wurde auch sie selbstverständlich nicht für Sammlungszwecke getötet, sondern dem Ornithologen Dieter Rockenbauch als Totfund übergeben. Einem Präparator gelang die Darstellung des erwachsenen Männchens in sehr natürlicher und schon fast lebendiger Form. Der Vogel gehört dabei zu jenen Präparaten, die in der Vogelwelt scheinbar tatsächlich aus den Vitrinen heraus zum Leben zu erwachen – im Fall der Schleiereule natürlich nur nachts…
Schleiereule
o.O., um 2000