März 2023
Mit großem Knall
Mit Kanonen verbindet man meist kriegerische Ereignisse, Leid und Zerstörung. Beim Objekt des Monats März geht es nur um den Lärm der mittels Schwarzpulver erzeugt werden kann und überwiegend friedlichen Aspekten dient.
Sogenannte Schalltrichterkanonen waren im 19. und 20. Jahrhundert weit verbreitet. Unternehmen wie die „Vereinigten Pulverfabriken Rosenheim und Parsberg“, der vermutliche Hersteller unserer Kanone, spezialisierten sich auf diese Art der Böllerkanone. Der namensgebende große Schalltrichter sollte den Lärm und den Schalldruck nochmals verstärken. Letzteres war vor allem beim Einsatz in der Landwirtschaft wichtig, wo diese Geräte unter anderem in Weinbergen zum Verscheuchen von Vögeln eingesetzt wurden. Andere Einsatzgebiete waren der Alarm bei Bränden oder Unwettergefahr oder das populäre Böllerschießen anlässlich von Fest- und Feiertagen. Sowohl zu Zeiten des Deutschen Kaiserreichs als auch in der Nachkriegszeit wurden auch Schalltrichterkanonen bei Umzügen und Festen von Veteranen- und Soldatenvereinen sowie bei Gedenkfeiern abgefeuert. Die gezeigte Kanone dürfte zu Beginn der 1920er Jahre für die Stadt Geislingen gefertigt worden sein und fand bereits 1929 den Weg ins Museum. Ob sie vorher als Alarmkanone auf dem Ödenturm im Einsatz war ist nicht auszuschließen, lässt sich bislang jedoch nicht nachweisen.
Die über einhundert Jahre alte Kanone ist in einem erstaunlich guten Zustand und auch die 60 mm Kartusche zum Laden ist noch vorhanden. Die seltene seitliche Hammerschlagzündung wurde ebenso wie der hinten liegende Verschluss, das Rohr und der Schalltrichter erst vor kurzem mit großem ehrenamtlichen Engagement gereinigt und gangbar gemacht. So zeigt sich die Kanone heute funktionstüchtig, wenn auch nicht beschussfähig, sodass sich Museumsbesucher nicht vor einem großen Knall aus dem Depotbereich fürchten müssen.