April 2023
Frische Butter aus dem Butterfass
Butter findet sich in der Kühltheke eines jeden Supermarkts. Noch heute ist Butter ein grundlegendes Nahrungsmittel. Diese Funktion hat sie dabei schon seit Jahrhunderten, wenngleich Butter früher vielfach selbst gewonnen wurde. Hierzu fand sich in nahezu jedem Haushalt ein Gerät zur Butterproduktion – meist in Form eines Butterfasses.
Der Begriff Butterfass rührt von der Grundform der einfachsten Ausführung eines solchen Apparats, einem aufrechtstehenden schlanken Fass aus Holz, in dem mit einem Stößel die von der Rohmilch abgeschöpfte Sahne gestampft wurde, bis sie allmählich zu Butter verklumpte. Der kraftraubende und langwierige Vorgang beim sogenannten Stampfbutterfass sollte durch andere Verfahren erleichtert werden. Im gezeigten Schlagbutterfass aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde die Sahne mittels einer horizontalen und mit Schlägern versehener Welle geschlagen. Somit entfiel der namensgebende fassförmige Aufbau, sodass das Gerät einer Kiste gleicht, aus der der Antrieb mittels Kurbel herausragt. Die schrägen Innenflächen sorgten dafür, dass die Sahne in Richtung der Welle lief und sich die gewonnene Butter am Boden sammelte, während der Deckel als Spritzschutz diente. Durch die Größe des Geräts konnte auch eine vielköpfige Familie mit Butter versorgt werden. Kleinere Haushalte verfügten häufig nur über kleine Butterfässer, die im 20. Jahrhundert auch immer mehr als hygienischer Glaskörper ausgeführt wurden.
Auch in und um Geislingen waren Butterfässer verschiedenster Ausführungen im Einsatz, wobei nicht nur die Milch von Kühen verarbeitet wurde. Viele Geislinger hielten Ziegen und Schafe, die auf den steilen Hängen des Albtraufs weideten oder in den Gassen und Höfen der Stadt zu finden waren. Da die Butter ohne die Kühltechnik des 20. Jahrhunderts nicht lange haltbar war und Versuche der längeren Aufbewahrung häufig fehlschlugen, wurde sie in der Regel unmittelbar nach der Herstellung aufgebraucht oder direkt an Endabnehmer verkauft. Das gezeigte Butterfass erinnert so in der Abteilung „Ernährung“ in der Dauerausstellung im Alten Bau an jene Zeiten der Selbstversorgung und landwirtschaftlichen Aktivität inmitten der Stadt.