Dezember 2023

Das Objekt mit dem meisten Glitzer

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten – und er ist zudem im Lauf der Zeit Veränderungen unterworfen. Auch diesen Aspekt sollte eine Museumssammlung möglichst abbilden. Das Objekt des Monats ist in dieser Hinsicht sicher ein Paradebeispiel.

Die plastische Ausgestaltung und Verbreitung von Weihnachtskrippen fand im 16. Jahrhundert während der Katholischen Reform durch die Jesuiten- und Franziskanerorden statt. Ziel war es, die Bevölkerung dank dieser szenenhaften Darstellung verstärkt in das biblische Geschehen eintauchen zu lassen. Die erste Krippe nördlich der Alpen ist 1562 in der Prager Jesuitenkirche St. Klemens belegt. Die Protestanten übernahmen im 18. Jahrhundert diese Tradition, ausgehend von der Herrnhuter Brüdergemeine, bevor sich Weihnachtskrippen im 19. Jahrhundert konfessionsübergreifend durchsetzten.

Beschränkten sie sich bis dahin weitestgehend auf den Kirchenraum, so fanden sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend ihren Weg in die einfachen Stuben der Bürger, Handwerker und Bauern. Man spricht ab diesem Zeitpunkt von „Hauskrippen“. Wer sich kunstvoll geschnitzte Holzfiguren nicht leisten konnte, griff auf preiswertere Krippen zurück, die aus einfachen Materialien wie Wachs, Stroh, Pappmaché oder Presspapier gefertigt waren. Der Kreativität in der Ausgestaltung der Protagonisten der Weihnachtskrippe, namentlich die Heilige Familie, Ochs und Esel, Hirten, Schafe und Engel, waren keine Grenzen gesetzt.

Diese vorwiegend aus Pappmaché, Wachs und Stroh bestehende Krippe aus dem Alpenraum konnte dank ihres handlichen, rechteckigen Formats und der vier Füße flexibel in der Wohnstube aufgestellt werden. Der mit Glitzer besetzte Hintergrund sollte erinnert an den Sternenhimmel in einer klaren Winternacht. Drei silber- und blaufarbige Sterne sowie ein goldener Stern rahmen das strohbedeckte Dach der Krippe ein und bilden den Mittelpunkt der Szene.

Das Objekt ist teils beschädigt. Neben losen Teilen innerhalb der Szenerie fällt vor allem der vornüberfallende Hirte oben in der Mitte auf. Das Wachs seiner Füße ist einmal aufgeweicht, weshalb diese Krippenfigur nun nicht mehr aufrecht stehen kann.

Diese Weihnachtskrippe ist im ersten Stock des Museums im Alten Bau zu sehen.

Weihnachtskrippe

Alpen, spätes 19. Jahrhundert

Museum im Alten Bau

Krippe (Alpen)